Graduiertenkolleg "Family Matters"
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Patrycja Scheibner

Patrycja Scheibner

Doktorandin

Kontakt

Büroadresse: Schellingstraße 33, 80799 München
Postadresse: LMU, Schellingstr. 3, Departement I Germanistik, GraKo Family Matters, 80799 München

Raum: 1010
Telefon: +49 (0)89 2180-2103

Patrycja Scheibner erlangte zwei Masterabschlüsse: in Germanistik an der Universität Wrocław/Breslau und in Interkulturellen Studien: Deutsche und Polen in Europa an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie absolvierte Berufspraktika am Willy-Brandt-Zentrum für Deutschland- und Europastudien sowie am Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin.

Darüber hinaus war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut im Projekt des deutsch-polnischen Geschichtsschulbuchs "Europa – Unsere Geschichte" sowie beim European Forum for Reconciliation and Cooperation in History and Social Sciences Education tätig. Nebenberuflich arbeitete sie als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache.

Seit April 2025 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg „Family Matters. Figuren der (Ent-)Bindung“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig und promoviert zum Thema:

Darstellung schlesischer Familiengeschichten. Eine komparatistische Untersuchung der Romane von Joanna Bator und Ulrike Draesner.

Wie lässt sich die Geschichte einer niederschlesischen Familie im 20. Jahrhundert erzählen, wenn weder Familie noch Nation als verlässliche Größen gelten? Die letzten Werke von Joanna Bator: Gorzko, gorzko [Bitternis] (2020/2023) und Ulrike Draesner: Die Verwandelten (2023) können als Beispiele für eine neue Familienerzählung auf der Bühne der größten politischen Umwandlungen des 20. Jahrhunderts im deutsch-polnisch-schlesischen Kontext gelesen werden.

Im Mittelpunkt der Handlungen stehen jeweils vier Generationen weiblicher Protagonistinnen, welche durch diverse Tradierungsmechanismen kriegsbedingter traumatischer Erfahrungen eng verbunden bleiben. Aufgrund der wechselnden Machtverhältnisse in Niederschlesien nach 1945 erleben die Frauen über Generationen hinweg eine zwanghafte Umwandlung ihrer ursprünglich deutsch-schlesischer Identität in die polnische und müssen sich an die neue kulturelle Realität anpassen. Sie werden mit Folgen von Flucht und Vertreibung konfrontiert, ohne jemals ihren Wohnort gewechselt zu haben. Somit überschreiten die konstruierten Familien die Grenzen des jeweils Nationalen auf eine besondere Art und werden zum Austragungsort gesellschaftlicher und historischer Entwicklungen.

Bator und Draesner greifen in ihrer Prosa auf das Motiv des transgenerationellen Traumas, des intergenerationellen Familiengedächtnisses und der transnationalen Identität zurück. Die Autorinnen entwickeln eine autofiktionale Perspektive, brechen mit dem traditionellen Familienbild und entwickeln eine Polyphonie der Erzählstimmen. Die literatur- und kulturwissenschaftliche Analyse ihrer Werke ermöglicht es, die Familie als Ort von Bindung und Entbindung, insbesondere auf der Achse Herkunft-Zukunft, Identifizierung-Entfremdung, Kollektivierung-Subjektivierung sowie Verdrängung-Rückkehr zu analysieren.