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Trurnit
Sonja Trurnit studierte Anglistik im Bachelor an der LMU München und der University of Alberta. Im Sommer 2022 schloss sie den Master English Studies an der LMU München ab. Ihre Masterarbeit beschäftigte sich mit der queeren Textualität des Romans Written on the Body (1992) von Jeanette Winterson. Im Anschluss daran, nahm Sonja eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin zur Promotion im Department für Anglistik der LMU an und trat dem Graduiertenkolleg „Family Matters” kurz darauf bei.
Dissertationsthema: „Going into Labour: Procreativity in Contemporary Life Writing and Autofiction”
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeichnete sich ein auffälliger Trend am Buchmarkt ab: sogenannte life writings wurden vermehrt publiziert und markierten bemerkenswerte Genreentwicklungen, von Autotheorie bis zur Autosoziobiographie; gleichzeitig rückten autodiegetische Erzählungen mit dem vorherrschenden Thema der Mutterschaft ins Zentrum. Die Verbindung dieser beiden Entwicklungen resultierte in dem aufstrebenden Genre der motherhood/mothering memoir, angeführt von dem als polemisch rezipierten Werks A Life’s Work (2001) der renommierten britischen Schriftstellerin Rachel Cusk. Darauffolgend erschienen zahlreiche weitere solcher motherhood memoirs, welche Mutterschaft und Bemuttern als zentralen Blickpunkt situieren. Obwohl Erzählungen mit Müttern keine Neuerung darbieten, stellen Mütter die sich selbst schreiben einen dezidiert autarken, selbstreflektiven und tabulosen politischen Akt dar.
Dieses Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit Mütter-Autorinnen, welche ungeniert ihre eigenen Erfahrungen veröffentlichen, und darüber hinaus spezifisch die inhärente zweifache Arbeit der Mutterschaft und Autorinnenschaft, Carearbeit und Lohnarbeit, Prokreation und Kreativität – Prokreativität – verhandeln. Der vorläufige Korpus beinhaltet verschiedene Texte, welche sich jedoch alle dezidiert mit Prokreativität beschäftigen: Sheila Hetis Motherhood (2018), Maggie Nelsons The Argonauts (2015), Rachel Cusks A Life’s Work (2001) und Doris Lessings The Golden Notebook (1962). Obwohl nur zwei der vier Werke genaugenommen in das Genre des life writing fallen, führen die beiden autofiktionalen Texte ähnlich und auffällig das autos (Selbst) in den Text ein und destabilisieren somit sowohl Genre als auch Materie.
Die Betrachtung der erzählten doppelten Arbeit in den Werken befragt die möglicherweise weniger ideologiekritische, als begünstigende Wirkung der Mutter-Autorin im Neoliberalismus und Spätkapitalismus der gegenwärtigen Gesellschaft. Obwohl Schwangerschaft, Geburt, Stillen, und queere Familienkonstellationen bisher unerzählbar galten, haben Mütter-Autorinnen erfolgreich von Militärregistern und der Philosophie geliehen um ihre (möglichen) Erfahrungen in Worte zu fassen und niederzuschreiben. Bei genauer Betrachtung und Analyse der Mutterschaftsmemoiren und Autofiktionen soll das “politische Unbewusste” (Jameson) gewonnen werden.