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Felicitas Mayer studierte Anglistik und Philosophie im Bachelor an der LMU München, bevor sie für
ihren Master in Englischer Literatur, Sprache und Kultur und an die Freie Universität Berlin wechselte.
Nach dem Studienabschluss absolvierte sie ein Volontariat im Lektorat des Rowohlt Berlin Verlags.
Nun schreibt sie ihre Dissertation am Graduiertenkolleg „Family Matters“ der LMU über die Rolle von
Bedienstetenfiguren in britischer Kriminalliteratur.
The Servant’s Eye: The Other Side of the Family in English Crime Fiction, 1920s to 1960s
Butler, Gärtner, Haushälterinnen – Bedienstetenfiguren sind fester Bestandteil der englischen Kriminalliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts, wenn sie auch nicht annähernd so sehr im Zentrum der Handlung stehen wie die Familie, bei der sie angestellt sind. Doch obwohl es ab dem Ersten Weltkrieg immer weniger Familien gab, die sich einen solchen Lebensstil leisten konnten, bleiben Bedienstetenfiguren in der crime fiction der 1920er bis 1960er unvermindert präsent. In meiner Dissertation will ich untersuchen, welche erzählerischen Möglichkeiten Bedienstetenfiguren in Texten aus diesem Zeitraum eröffnen, zumal in einem Genre, in dem ihre Position als Randfiguren der Familie besondere Relevanz hat.
Denn oft setzt das Verbrechen in diesen Texten an gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Familienlebens wie Ehe, Elternschaft und Erbe an, sodass es die Familie nicht nur in eine Krise stürzt, sondern auch grundlegende Fragen dahingehend aufwirft, was Familie ausmacht, wer dazugehört und wie sie angesichts dessen, was die Auflösung des Verbrechens ans Licht bringt, neu erzählt werden muss. Für diese Aushandlungen sind Bedienstetenfiguren, ihre Perspektive und ihr Verhältnis zur Familie maßgeblich. Die Vieldeutigkeit ihrer Position – und damit ihr Potenzial als Erkenntnisfigur – liegt darin begründet, dass sie im Sinne der Blutsverwandtschaft und aufgrund der sozialen Hierarchie nicht als Teil der Familie gelten und doch für das Selbstverständnis wie auch das tägliche Leben der englischen Familie der oberen Mittelschicht unerlässlich sind, und dass sie durch ihr intimes Wissen über die Familie deren Ordnung sowohl stabilisieren als auch gefährden können. In Texten, in denen die Auflösung eines Verbrechens mit Fragen nach der Konstitution von Familie Hand in Hand geht, sind die Bedienstetenfiguren somit mindestes so entscheidend wie die Familie selbst.